P. Schwartz-Wort für den Monat Juli

Gleich in der Früh beim Aufstehen soll unser erster Gedanke sein, dass uns der liebe Gott wieder einen Tag geschenkt hat, an welchem wir für unser und für das Seelenheil anderer wirken können, dem lieben Gott dabei helfen können. Welch‘ eine große Gnade ist dieses.

Wenn ein Krieg ausbricht, so ernennt der Landes-Monarch einen General oder überhaupt einen zum Feldherrn seiner ganzen Armee, der die ganze Leitung des Heeres auf sich nehmen muß. Er übergibt ihm gleichsam das ganze Vaterland und vertraut es ihm an. Gewiß ist dieses eine große Ehre und Auszeichnung für diesen Mann, wenn der Monarch ein solches Vertrauen auf seine Tugenden, auf seine Weisheit und seine Talente setzt.

Ebenso macht es der liebe Gott mit uns, wenn er uns beruft, ihm zu helfen, am eigenen und am Seelenheile anderer zu wirken. Eine viel größere Ehre und Auszeichnung ist dieses für uns, als wenn jemand zum ersten Feldherrn ernannt wird. Und diese Gnade ist ganz besonders uns im hl. Berufe zuteil geworden. Gerade die geistlichen Personen sind jene Auserwählten, welche durch ihren Beruf verpflichtet sind, sowohl am eigenen als auch am Seelenheile anderer zu arbeiten, aber wir schätzen diese Gnade viel zu wenig und leben so gleichgültig dahin. Und doch ist diese Gnade so groß.

Wir sollen gleich in der Früh denken: „Heute schenkt mir der liebe Gott wieder einen Tag, an welchem ich mit seiner Gnade vieles wirken kann, wenn ich mich aber nicht eifrig bemühe, welche Verantwortung werde ich auf mich ziehen?!“ Der liebe Gott spendet seine Gnade reichlich, aber wie achtsam geht er damit um; dies sehen wir bei der Brotvermehrung im Evangelium, wo es heißt, daß von den übriggebliebenen Stücklein noch 12 Körbe angefüllt wurden. Wie vieles würde erst zusammengekommen sein, wenn von jeden, die beteilt wurden, alles zusammengelegt worden wäre, wenn schon von den übriggebliebenen Stücklein so viel zusammenkam? Ebenso ist es mit der Gnade, reichlich wird sie uns von oben gegeben.

sel. P. Anton Maria Schwartz, Konferenz  an die Barmherzigen Schwestern im Jahr 1888