P. Schwartz-Wort für den Monat März

Durch den Glauben erkennen wir Gott als die unendliche Liebe; wie liebte er die Menschen, was hat er aus Liebe zu ihnen getan?! Wenn nun recht lebendig der Mensch erkennt, was Gott aus Liebe zu den Menschen getan hat, wenn er weiß, daß Gott ihn so unendlich geliebt hat und liebt, was wird der Mensch tun? – Er soll ebenfalls Gott lieben für seine Liebe, denn Liebe soll Gegenliebe erzeugen. Auf diese Weise erkennen wir, daß eine notwendige Folge des lebendigen Glaubens – die feurige Liebe zu Gott ist. Der Glaube zeigt sich erst in der Liebe als der wahre Glauben. Das Herz fühlt sich hingezogen zu Gott, dessen unendliche Schönheit und Liebenswürdigkeit es ganz ergriffen hat; in Gott sieht es das einzig wahre Gut, das unendlich beseligend ist, und daher strebt es nur nach dem Besitze Gottes. Das Wort des göttlichen Heilandes „nur eines ist notwendig“ erkennt das liebende Herz als ganz natürlich – denn was vermag die Welt mit allen ihren Schätzen und Freuden zu bieten? – Nur einen schnell vergehenden Rauch. Gott allein ist und bleibt liebenswürdig!

Aber doch lieben so viele Menschen diese Welt innig, ja oft mehr als Gott selbst. Die Genüsse locken sie an – sie folgen den Reizen und setzen Gott zurück. Sie hören in ihrem Innern die Stimme, die sagt „das sollst du nicht tun“ – allein sie beachten sie nicht, mehr gilt ihnen der Lockruf der Welt. Gewiß, betrübend ist es, daß so viele Katholiken sich von der Welt und ihren Grundsätzen leiten und beeinflussen lassen, sie meinen freilich nur die „Regeln der Klugheit“ zu befolgen. Aber das ist nicht wahr. Das, was sie Klugheit nennen, ist oft nichts anderes, als „Menschenfurcht“, die sich nicht getraut, öffentlich und ohne Scheu so zu sprechen und zu handeln, wie innen die Überzeugung ist. Der Fall des Petrus zeigt, wie weit die Menschenfurcht den Menschen bringt. Wohin hat ihn die Menschenfurcht geleitet? – Bis zur Verleugnung seines Meisters. Und gerade so ergeht es manchen Katholiken.Die Menschenfurcht hält sie ab, zu reden für den Glauben, einzustehen für ihn, wenn über ihn gelacht, gespottet oder geschmäht wird.

sel. P. Anton Maria Schwartz, Fastenpredigt in Marchegg im Jahr 1877