P. Schwartz-Wort für den Monat Oktober

Nicht bloß das Kindesalter genießt den Schutz der hl. Schutzengel; – diese weichen nie mehr von der Seite der ihrer Obhut Anvertrauten. Sie wachen über dieselben und sind besorgt, alle Gefahren des leiblichen Wohles und Lebens abzuwenden, und stehen stets hilfreich zur Seite.

Wer hat den jungen Tobias auf seiner Reise begleitet und ihn wohlbehalten in die Heimat zurückgeführt? Wer hat ihn gelehrt, dem alten Vater das Augenlicht wieder zu geben? – Der hl. Erzengel Raphael war es, den Gott zum Schutze des jungen Tobias geschickt hatte. – Wer war bei den hl. drei Jünglingen im Feuerofen und hat die verbrennende Macht der Flammen abgewehrt, daß jene Gott laut lobten und priesen? – Der hl. Engel Gottes war es. – Wer hat dem hl. Petrus aus dem Gefängnisse geführt, die Freiheit ihm wieder verschafft auf wunderbare Weise? – Der hl. Engel Gottes war es, der dazu bestimmt worden war. – Solche Beispiele gäbe es noch viele – ja wer aus uns selbst hätte nicht den Schutz der hl. Schutzengel in so mancher Gefahr oder unangenehmer Lage erfahren? – So sorgen die hl. Schutzengel für unser leibliches Wohl. – Allein weit mehr sind sie besorgt für das Wohl unserer Seele. Sie genießen die Anschauung Gottes, sie fühlen und verkosten die unendliche Süßigkeit seines Besitzes, sie wissen, welch‘ ein Gut Gott sei. De[s]halb liegt ihnen nichts so sehr ob, als das Heil der ihrem Schutze Anvertrauten. Auf eine zweifache Art suchen sie ihr Streben durchzubringen, indem sie einerseits den Menschen vom Bösen abzuhalten, anderseits zum Guten hinzuleiten trachten. –

Wie mächtig ist die Stimme des hl. Schutzengels! Wie ernst und eindringlich seine Mahnung, wenn es gilt, seinen Schützling von der Sünde abzuhalten. Er stellt die Qualen der Hölle in ihrer vollen Bitterkeit und Furchtbarkeit vor Augen, er mahnt an die Ewigkeit der Leiden, er erfüllt das Herz mit Bangigkeit und Angst, er warnt – alles, um den Menschen vom Sündigen zu entfernen. – Im Gegenteile richtet er den Gedanken an die ewigen Belohnungen, an die unendliche Herrlichkeit im Himmel, an die Seligkeit der Anschauung und des Besitzes Gottes, um das Herz mit Liebe zur Tugend zu erfüllen und den Willen zur Ausübung derselben zu stärken. – So arbeitet der hl. Schutzengel an dem Heile der unsterblichen Seele – bis zum letzten Augenblicke.

sel. P. Anton M. Schwartz, Predigt am Fest der hl. Schutzengel als Kaplan in Marchegg