Kalasantiner-Kongregation

P. Schwartz-Wort für den Monat November

Der göttliche Heiland ist auf diese Welt gekommen, um alle Menschen zu heiligen; der göttliche Heiland hat seine hl. Kirche gegründet, um in ihr allen Menschen die Heilanstalt zu hinterlassen, in welcher sie die Mittel für ihre Heiligung immer hinterlegt finden. Und wie nach dem Willen Jesu Christi kraft der „kirchlichen“ Gnadenmittel wirklich schon viele Millionen ihr Ziel – die Heiligkeit – erlangt haben, das zeigt die hl. Kirche an dem heutigen Festtage, an dem sie uns gewissermaßen den Himmel öffnet und uns die zahllose Schar der Seligen sehen lässt, welche in der Anschauung Gottes glückselig sind.

Allein wie die Heiligen des Himmels heilig geworden sind, so sollen auch wir heilig werden. Ein großer Irrtum wäre es, zu meinen, wir könnten nicht die Heiligkeit erreichen, wie wir sie an den erhabenen Vorbildern im Himmel anstaunen und bewundern. „Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung.“ Dass wir alle ohne Ausnahme heilig werden können, folgt schon daraus, weil wir alle ohne Ausnahme zur Heiligkeit berufen sind.

Jeder von uns weiß und glaubt, daß der Sohn Gottes für alle Menschen gestorben ist. Und aus welchem Grunde? Aus keinem anderen Grunde, als allen Menschen den Himmel wieder zu öffnen, der durch die Sünde verschlossen war. Wir alle sollen und können wieder in den Himmel kommen. Ist vielleicht jemand unter uns, der bei sich sagt: „ich will nicht in den Himmel kommen?“ Gewiß nicht, im Gegenteile, jeder hat das sehnsuchtsvollste Verlangen, einstens in jenen seligen Ort aufgenommen zu werden. Aber nun erinnern wir uns an das Wort des Herrn: „nichts Unreines kann in das Himmelreich eingehen“ und an ein anderes Wort: „Dass man aus dem Fegefeuer nicht herauskommen kann, bis nicht der letzte Heller bezahlt ist.“ Wenn wir also das Verlangen nach dem Himmel haben, so kann unser Verlangen nicht erfüllt werden, solange wir nicht ganz rein sind, selbst von der kleinsten Makel, d.h. mit anderen Worten, solange wir nicht heilig sind.

Ach, liebe Christen, täuschen wir uns doch nicht! Wir können nicht anders in den Himmel kommen, als wenn wir heilig sind. Ist dies aber wahr, – dann ist es ebenso wahr, daß wir auch heilig werden können; denn zu nichts kann der Mensch verpflichtet sein, was er zu tun nicht im Stande ist. Und in der Tat, erwägen wir nur kurz die Mittel, die uns gegeben sind, so kann uns unser Ziel nicht mehr unerreichbar erscheinen.

Predigt des seligen Anton Maria Schwartz am Allerheiligenfest während seiner Tätigkeit als Kaplan in Marchegg

 

Die mobile Version verlassen