P. Schwartz-Wort für den Monat März

Wenn wir überzeugt sind, dass Gott uns wahrhaft liebe, also uns alles Gute gerne geben will, so werden wir mit unserem jetzigen Besitze zufrieden sein, da wir zugleich auch wissen, Gott beabsichtiget vorerst unser ewiges Wohl und er gibt uns demnach nur so viel auf Erden, als uns gut ist, jene Seligkeit zu erwerben, die wir einst im Himmel nach der göttlichen Liebe genießen sollen. Blicken wir hingegen mit betrübtem Herzen auf das Gut des Nächsten, sind wir mit unserem Eigentume nicht zufrieden, so ist dies vorerst ein Beweis, dass wir von der Liebe Gottes zu uns nicht überzeugt und mehr auf das Irdische als auf das ewige Wohl bedacht sind. Dann erheben wir uns dadurch gewissermaßen über die Weisheit des Allerhöchsten, welche genau beurteilt, wie viel jedem, also auch uns, notwendig und heilsam ist, und versündigen uns an der Gerechtigkeit Gottes, da wir meinen, gegenüber anderen von Gott verkürzt worden zu sein. So viele Sünden enthält der Neid gegen den guten Gott. Der Neid versündiget sich jedoch auch an dem Nächsten, dem er das Gut mißgönnt, weil er so gegen die ihm schuldige Liebe handelt, welche im Gegenteile den Menschen anregen soll, sich an dem Wohle des Nächsten zu freuen und dasselbe ihm von ganzem Herzen zu wünschen. – Und woher alle diese Fehler und Sünden? – Nur daher, weil der neidische Mensch bloß auf sich schaut, nur seinen Vorteil, seinen Nutzen, sein Wohl im Auge hat, als ob er allein auf der Erde leben würde, oder als ob er allein glücklich und zufrieden leben dürfte und sollte; mit wenigen Worten: die Quelle des Neides ist die – „sündhafte“ Selbstliebe. Ja gewiß, wenn ihr selbst, liebe Christen, schon Neid empfunden haben sollt, und ihr forscht, wie derselbe in euch entstanden ist, so werdet ihr auch antworten können: „weil ich das, was ich als Eigentum meines Nächsten sah, nicht hatte und doch haben wollte.“ Immer findet ihr in dem Neide als Ausgangspunkt das Wörtchen ich; – die Quelle desselben ist die zu große und daher sündhafte Selbstliebe.

sel. P. Anton Maria Schwartz, Predigt zu Mt 20 während der Kaplanszeit in Marchegg