P. Schwartz-Wort für den Monat Februar

Gott ist der liebevolle Vater aller Menschen, alle Menschen sind seine Kinder, die er liebt und für die er sorgt. – Was heißt aber „lieben“? Lieben heißt: dem, welchem man seine Liebe schenken will, alles Gute wünschen; über das Gute, das er schon besitzt, sich freuen, das Gute aber, das er noch nicht besitzt, ihm zu erreichen helfen, oder falls dies außer den Kräften liegt, wenigstens aufrichtig zu wünschen. Gott liebt nun alle Menschen, d. h. daher mit anderen Worten, er ist gerne bereit, allen Menschen alles Gute zukommen zu lassen, um sie selig und glücklich zu machen, weil er sich freut an ihrem Wohle. Allein die Liebe kann auch eine falsche Liebe sein, wie sie unter den Menschen oft vorkommt, denn da die Menschen in der Erkenntnis, was dem Nächsten gut ist, sich leicht täuschen und in Irrtum geführt werden, entweder durch zu große Nachgiebigkeit der sinnlichen Neigung oder durch Verblendung infolge des verborgenen Einflusses der „Berücksichtigung des eigenen Vorteiles“. Die Liebe Gottes aber ist die reinste, heiligste und wahrste Liebe, denn vermöge seiner Allwissenheit erkennt er ganz genau, was dem Einzelnen gut ist, und vermöge seiner unendlichen Weisheit bestimmt er ganz genau, inwieweit es ihm gut ist und wird hiebei nicht von der Selbstliebe beeinflußt, da er als das unendliche Wesen unendlich selig ist und wird durch keine sinnliche Neigung zu einem Menschen mehr oder weniger hingezogen, weil er höchst heilig ist. Mit dieser Liebe also liebt Gott alle Menschen. Jedoch – was wohl noch zu beherzigen ist – so, daß er in seiner Liebe als das wahre Gut, das ewige Wohl der Menschen, ihre ewige Seligkeit im Himmel vor allem beabsichtiget, wodurch sich die göttliche Liebe weit von der menschlichen, natürlichen Liebe unterscheidet, die nur das irdische Wohl im Auge hat, welches indes bei der göttlichen Liebe nur Mittel zum Zwecke ist, und daher auch nur in so weit berücksichtiget wird, als es den Zweck zu erreichen hilft.

sel. P. Anton Maria Schwartz, Predigt zu Mt 20 während der Kaplanszeit in Marchegg