P. Schwartz-Wort für den Monat Jänner

Die hl. drei Könige sahen in ihrer Heimat den außerordentlichen Stern, und der Hl. Geist erleuchtete ihren Geist, dass sie diesen als den ihnen von Gott gegebenen Leitstern auf dem Wege zum Heilande der Welt erkannten. Bei dem Anblicke des wunderbaren Erscheinens eines Sternes am hellen Tage haben die hl. drei Könige sich großartige Vorstellungen von der Pracht und der Herrlichkeit gemacht, in der sie den Heiland der Welt finden würden; sie fragten daher auch in Jerusalem um den neugeborenen König und gingen geraden Weges in den Königspalast, denn nach ihrer Meinung konnte der Weltheiland nur der Sohn eines Königs sein. Und jetzt – welche Enttäuschung! – Statt des Palastes ein Stall; statt der Herrlichkeit die größte Armut, statt des Sohnes eines Königs, der Sohn einer armen Mutter! Welche Enttäuschung!

Der Gaube der hl. drei Könige wurde auf eine harte Probe gestellt: in dem armen, kleinen, wimmernden Kinde sollten sie den Heiland erblicken! – Und ihr Glaube bestand diese Probe – sie fielen demütig auf ihre Knie und beteten das Jesukindlein an. Dafür belohnte sie nun der göttliche Heiland, indem er ihnen die Gnade der klaren Erkenntnis von der „Bedeutung und Notwendigkeit der Armut“ verlieh; die hl. drei Könige, erleuchtet durch die Gnade Gottes, fühlten sich nun auch begeistert, dem lieben Heilande ähnlich zu werden und legten, getrieben durch den Geist der Armut, das Gold, das sie besaßen, als Opfer an der Krippe nieder.

Liebe Christen, wer zum Heilande kommen will, findet ihn in der Armut. – Jesus hat gesagt: Der Schüler ist nicht über dem Meister; wollen wir daher Schüler des Heilandes sein, so müssen wir arm werden wie unser Meister. Jesum besitzen und an den Gütern der Welt hängen – ist nicht möglich. Vor allem müssen wir daher unser Herz von der Anhänglichkeit an dieser Welt losreißen und alle Liebe dem lieben Gott schenken. Was hindert so oft die Menschen, dass ihr Herz in Liebe zu Gott ganz entflammt werde? – Die „Augenlust“, die gerade in unseren Tagen so sehr herrscht und dem lieben Heilande tausend und tausend Herzen entreißt. Das „Gold der Dinge dieser Welt“ blendet so viele Menschen, sie hängen an ihnen, als wenn sie festgeschmiedet wären und sehen mit Bangigkeit jenem Augenblicke entgegen, in dem sie dies alles werden verlassen müssen.

sel. P. Anton M. Schwartz, Predigt für das Fest der Erscheinung des Herrn in der Zeit als Kooperator in Marchegg