P. Schwartz-Wort für den Monat Juli

Die Kirche tut nichts für das zeitliche Wohl des Menschen? O, sie tut sehr viel! Freilich, sie legt dem Menschen Schranken auf, sie zieht eine Grenze, welche nicht überschritten werden darf, aber diese Grenze bildet eben die starke Mauer, durch welche das Elend, die Not von der Menschheit abgehalten werden. Die Kirche verbietet dem Menschen nicht, daß er sich des Lebens freue, sie hält ihn von keinem anständigen Vergnügen ab, aber sie erinnert ihn auch, dass alles vergänglich ist und mahnt ihn, sein Herz nicht zu hängen an die sündhaften Freuden dieser Welt.Wie viel zeitliches Elend würde vermieden werden, wenn man der Kirche folgen würde, wenn man zufrieden wäre mit einfacher Kleidung, einfacher Wohnung, einfacher Kost, bescheidenen Vergnügungen und so weiter! Ist denn nicht derzeit die Genußsucht derart gestiegen, daß man nicht weiß, ob sie noch größer werden kann? Und welche Eitelkeit finden wir heutzutage in der Menschheit! Früher hat es Moden gegeben, die Jahrhunderte dauerten; jetzt gibt es alle Jahre neue Moden im Frühjahr und im Sommer, im Herbst und im Winter. Die Moden wechseln schon mit jeder neuen Jahreszeit! Wie wird das Geld oft sinnlos hinausgeworfen auf eitlen Tand! Ist ein solcher Luxus dem Wohle der Menschheit förderlich? Nie und nimmer mehr! Wie anders wäre es, wenn man sparen würde, dann hätte der einzelne schon viel auf andere Tage, wo er nichts verdient und er hätte noch etwas übrig für andere, um gute Werke zu tun! Ich frage nun, meine Lieben, macht Sparsamkeit, Genügsamkeit, Arbeitsamkeit, Bescheidenheit, macht das die Gesellschaft nicht glücklich? Macht vielleicht Faulheit, Falschheit, Arglist, Leichtsinn und Genußsucht, macht das die Menschen glücklich?

Sel. P. Anton Maria Schwartz, Predigt am 31.12.1902