P. Schwartz-Wort für den Monat September

Es leben viele Christen, die ganz ernst als Christen gelten wollen, aber doch mit einer gewissen oberflächlichen Religiosität sich zufrieden geben. Sie wollen fromm sein, aber in ihrer Art, und halten, was ihrer Ansicht entgegen ist oder doch nicht entspricht, für überspannt, für übertrieben und dgl. Diese kennen den Heiland nicht, oder doch nicht gut. Der liebe Heiland will unser ganzes Herz besitzen, er will der König unseres Herzens sein. Er will, daß wir alle unsere Gedanken, unsere Worte und Werke, unser ganzes Tun und Lassen nach seinem hl. Willen einrichten, daß wir in allen Lagen und Verhältnissen, bei allen Vorkommnissen immer auf ihn, auf seinen hl. Willen schauen und nach ihm uns benehmen. Das ist, liebe Christen, die wahre Frömmigkeit, das heißt „Jesum kennen“; nach dieser Erkenntnis müssen wir also verlangen, wie Zachäus, und uns wird sie wie ihm zuteil werden, wenn es uns ebenso ernst ist, wie ihm.

Zachäus wollte den Herrn sehen; dieses Verlangen erfüllte sein Herz. Er gab sich aber mit dem Verlangen allein nicht zufrieden, er blieb nicht untätig, sondern gebrauchte mit allem Eifer jene Mittel, die er als tauglich erkannte, sein Verlangen befriedigen zu können. Er lief der Menge voraus, er eilte, er kletterte auf einen Baum und wartete daselbst, bis der Herr kam. Ähnlich müssen auch wir machen. Wir dürfen nicht untätig sein, sondern müssen mit allem Eifer arbeiten, das Verlangen unseres Herzens nach wahrer, echter Tugend, wie es eben der Wille des göttlichen Heilandes ist, befriedigen zu können dadurch, daß wir die entsprechenden Mittel anwenden.

sel. P. Anton M. Schwartz, Predigt an einem Kirchweihfest während der Kaplanszeit in Marchegg