P. Schwartz-Wort für den Monat Juli

Gott will, daß alle Menschen selig werden; von seiner Seite tat er alles, daß die Menschen ihre Bestimmung erreichen können. Und dennoch wandeln nicht alle Menschen auf dem Wege der Tugend. Schon Kain und Abel sehen wir verschiedene Richtungen einschlagen – der eine verließ Gott, Abel liebte ihn vom ganzen Herzen. So ist es bis auf den heutigen Tag: die einen sind gut, die anderen sind böse.

Daran mahnt uns das heutige Evangelium, das zeigt, wie unter dem Weizen auch das Unkraut steht. Auffallend ist jedoch im heutigen Evangelium das Wort des Hausvaters, der den Weizen und das Unkraut beisammen läßt bis zur Zeit der Ernte. „Laßt beides…“

Schon im alten Bunde verkündet Gott, daß er nicht den „Tod des Sünders“ wolle, sondern daß dieser Buße tue und lebe. Gott liebt auch den Sünder; und diese Liebe bewegt ihn, noch zu warten und oft recht lange zu warten mit der Strafe und dem Schuldigen Zeit und „Gelegenheit“ zur Besserung zu geben. Bevor die Geduld und Langmütigkeit Gottes aufhört, benützt er jedes „Mittel“, den Sünder zu retten und ihn zur Umkehr zu bringen. Eine besondere Gnade, die er den Sündern nun erweist, ist, daß er sie bei den Guten leben läßt. Ein Sprichwort sagt: „Worte bewegen, Beispiele aber ziehen“. Feurige Worte sind wohl im Stande, einen großen Eindruck auf das Herz der Zuhörer zu machen; – allein das Wort verhallt, und der Eindruck – verschwindet mit der Zeit. Das Beispiel aber wirkt weit tiefgreifender ein. Wenn der Sünder den Gerechten sieht, ist es immer, als ob er in einen Spiegel schauen würde, in dem er sieht, wie er sein soll; der Anblick des Guten ist für den Bösen jederzeit eine gewaltige Predigt, die an sein geistiges Ohr tönt und im Gewissen widerhallt. Es muß sich ja die Stimme des Gewissens erheben und das Herz muß dessen Vorwürfe vernehmen, wenn der Sünder sieht, wie der Gerechte mit großem Fleiße und mit starker Selbstüberwindung an seinem Seelenheile arbeitet, wie er immer und überall den Willen Gottes zu erfüllen strebt, und wie er bemüht ist, durch ein tugendhaftes Leben den Himmel, die ewige Seligkeit sich zu erwerben, – während er selbst getrennt von Gott dahinlebt, statt der Tugenden nur Sünden aufzuweisen hat, um das ewige Wohl seiner Seele unbekümmert bisher war und in diesem Zustande einst vor dem Richterstuhle des höchst gerechten und allmächtigen Richters erscheinen wird. Wird das Herz nie unruhig werden und Furcht fühlen bei diesem Gedanken? – O Gott, sei gepriesen! Viele sind schon auf diese Weise gerettet worden.

Sel. P. Anton Maria Schwartz, Predigt über Mt 13 während der Kaplanszeit in Marchegg.